Chroniken eines Alltags: Ein bewegtes Manuskript

In der fortwährenden Symphonie des Seins offenbart sich das Gehen als Poesie, das wiederholte Be-gehen von Orten als Wandern zwischen der Erinnerung und der Gegenwart. Im vorliegenden Kunstprojektmanifestiert sich nicht nur meine persönliche Reflexion zum Thema „Gehen als Selbstzweck“, sondern ist es auch eine Ode an die Essenz des Gehens – ein Akt der Transzendenz, der die Sehnsucht nach dem Fremden und Vertrauten gleichermaßen erweckt. Jedes Kuvert ist ein Refugium der Besonderheit und enthält nicht nur besonders ordinäre Augenblicke des Alltäglichen sowie des gesonderten Gehens, die in diesem Kunstprojekt gleichermaßen zelebriert werden, sondern versucht die Magie, die in den Spuren verweilt, die Erinnerungen an jene Orte, die eine tiefe Aura der Bedeutung um sich weben, festzuhalten. Diese Spuren wurden zu kunstvollen Briefen verwoben, die gleichsam Schreine des Ver- und Begangenen sind – Reliquien unvergänglicher Momente, die mein Herz aus unterschiedlichen Gründen berührten. „Chroniken eines Alltags“ soll nicht nur eine Hommage an das Gehen als Selbstzweck sein, sondern sich zu einer Reise durch die Reiche der Empfindungen, die sich in meinen Fußstapfen einfingen, auftun. Die Installation ist auch eine Ode an die Unendlichkeit der Erlebnisse, die uns begegnen, wenn wir uns dem Akt des Gehens mit offenen Herzen und aufmerksamen Sinnen hingeben.

Die Fotographien, die aus den kleinen Odysseen durch Zeit und Raum entsprungen sind, sind wie Fenster zu leicht zu vergessenden Augenblicken und Orten. Auch unscheinbare Orte, die in den Rändern des Vergessens wohnen, gewinnen an Bedeutung. Das Einfangen der besonders ordinären Motive durch die Kamera wird zu einem Schritt auf dem Pfad der Entdeckung. Die Karten markieren nicht nur jene Orte, an denen die Fotographien gemacht wurden, sondern zeigen die gewundenen Pfade, die ich an diesen Tagen zurückgelegt habe. Übergeordnet versuchen die Linien auf den Kuverts den grafischen Tanz der Bewegung durch die Gefilde des Alltags zu visualisieren. Bei den kunstvollen Fäden, die sich durch die Luft schlängeln, handelt es sich um gehäkelte Schüre, welche das kunstvolle Geflecht der Fortbewegung vollenden. Durchzogen von Knoten und Schlingen, erzählt sie die Geschichte der kombinierten Reise durch bewusstes Gehen und bloßem Transport, die mich jeweils durch Raum und Zeit trugen. 

Die Art Mobile, an denen diese Briefe sanft im Raum schweben, erscheinen wie Himmelskörper, die die Geschichten der vergangenen Wanderungen erzählen. Jeder Ort, jeder Brief, trägt die Erinnerung des Vergangenen und das Versprechen des Neuen in sich. Das Mobile wird so zu einem Tanz der Erinnerungen, zu einer feierlichen Choreografie der Zeit, in der die Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschmelzen. Das Gehen wird zu einer Art Zeremonie erhoben, bei der die Erde liebkost und die Welt in einer intimeren Dimension erlebt wird.

Die Betrachter*innen werden eingeladen, in diesem Firmament meiner Gedanken zu verweilen, an den persönlichen Einblicken der schwebenden Briefe teilzuhaben und wortwörtlich mit mir durch die Landschaften der Erinnerung zu wandern.